Bereits am 6. August 1990 wurde von der Südtiroler Landesregierung auf Antrag der Gemeinde Ulten und angesichts der gegebenen Notwendigkeit die Errichtung einer Sektion des Landesrettungsvereins Weißes Kreuz im Ultental beschlossen. Erst drei Jahre später nahm das Projekt einen konkreten Verlauf. In einer kleinen Arbeitsgruppe, bestehend aus Gottfried Oberthaler, dem damaligen Ausbildungsbeauftragten Stefan Holzner und dem Schriftführer der Sektion Lana, Hartmann Klotz, wurde ein Konzept erarbeitet, wie man ein solches Vorhaben am ehesten verwirklichen könnte. Das Ergebnis wurde im Herbst 1993 der Bevölkerung im Ultental vorgestellt.
Der Weg zu einer Rettungsstelle für das gesamte Tal sollte dabei schrittweise erfolgen. Der erste Schritt bestand in der Bildung einer Gruppe von Freiwilligen. 25 Personen meldeten sich und nahmen eine etwa zehnmonatige Ausbildung in Kauf, welche noch im Herbst 1993 begann. Zweiter Schritt war die Ausbildung vor Ort. Zweimal wöchentlich, über acht Monate lang, wurden der Gruppe die Grundkenntnisse in Erster Hilfe beigebracht bzw. diese anhand von Übungen nähergebracht.
Die Einbindung der Gruppe in den Dienstablauf war der dritte Schritt. Dabei wurden die neuen Helfer noch vor der Abschlussprüfung in die Tag- und Nachtdienstgruppen der Sektion Lana integriert. Der Bereitschaftsdienst am Wochenende in Ulten war auch schon der vierte Schritt und konnte nach erfolgter Einrichtung der Räumlichkeiten im Juli 1994 mit einem Einsatzfahrzeug der Sektion Lana aufgenommen werden. Schon nach kurzer Zeit hatte sich dieser Dienst mehr als bewährt und wurde auch auf die Nächte ausgedehnt. Fünfter und letzter Schritt in der Entstehungsgeschichte war der Übergang von einer Außenstelle der Sektion Lana zu einer eigenen Sektion. Die „Abnabelung“ erfolgte Anfang 1995, nachdem der gesamte Dienst – auch tagsüber – schon einige Monate autonom organisiert worden war. Seit 1. März 1995 bildet die Rettungsstelle Ultental die „Sektion 35“ im Land. Nach der Aufnahme von zwei hauptamtlichen Mitarbeitern erfolgte im Juli 1995 die Segnung der beiden ersten Fahrzeuge der Sektion Ultental. Die Akzeptanz des Dienstes in der Bevölkerung nahm zu und auch die Einsatzzahlen stiegen jährlich. So waren es im Jahr 1994 211 Einsätze, zehn Jahre später im Jahr 2005 1.901 Einsätze und im Jahr 2014 2.732 Einsätze – Ausfahrten inklusive Dienstfahrten usw.
Bereits ab dem Jahr 1998 konnte man, auch mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung von Ulten, die Voraussetzungen für die Aufnahme von Zivildienern schaffen: die ersten waren Simon Delladio und Tobias Goller aus Seis. Ab diesem Zeitpunkt waren bis zur Abschaffung des Pflichtwehrdienstes laufend Zivis in der Sektion beschäftigt. Dies erleichterte die Abdeckung des Dienstes unter der Woche enorm. Durch den Wegfall der Pflichtwehrdienstes und der nachfolgenden Einführung des freiwilligen Zivildienstes wurde im Laufe der Jahre eine weitere Neueinstellung erforderlich. Besonderes Augenmerk wurde in der Sektion Ultental neben den verschiedenen kameradschaftlichen Tätigkeiten auf die Aus- und Weiterbildung der Helfer gelegt. Laufend wurden interne Kurse und Übungen organisiert, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Auch mit den anderen Rettungsorganisationen wurden Übungen und Kurse abgehalten, um die seit Beginn der Sektionstätigkeit vorbildliche Zusammenarbeit weiter auszubauen.