Da die Anfahrtszeiten von Meran bis in das Passeiertal bei Notfällen sehr lange waren, wurde es von der Bevölkerung für notwendig erachtet, eine eigene Sektion des Rettungsdienstes einzurichten. Um die Gründung zu ermöglichen, brauchte es anno dazumal 500 Unterschriften (zahlende Mitglieder: je Mitglied 500 Lire) aus der Passeirer Bevölkerung.
Am 5. Juli 1975 wurde die Sektion Passeiertal des Weißen Kreuzes gegründet. Josef Auer stand ihr als erster Sektionsleiter vor. Die ersten Helfer wurden vom damaligen Gemeindearzt Dr. Mair Egg in Erster Hilfe ausgebildet. Der Dienst rund um die Uhr, welcher von 35 freiwilligen Helfern abgedeckt wurde, begann im Dezember 1975. Bereits im Jahre 1975 konnten noch 20 Einsätze gezählt werden. Das erste Einsatzfahrzeug wurde von der „Stillen Hilfe“ in Deutschland zur Verfügung gestellt. Die erste Stelle war in der Garage des Gasthofs „Frick“ untergebracht und diente als Schlaf-, Aufenthalts-, Büro- sowie als Funkraum.
War die Stelle nicht besetzt, konnte das Telefon ins Geschäft von Rosa Delucca umgeleitet werden. Somit war der Telefondienst rund um die Uhr gewährleistet. Dieser Dienst wurde von Frau Delucca bis 1990 aufrechterhalten.
Aufgrund der zunehmenden Einsätze – 1976 waren es 322 und 1977 waren es bereits 761 – wurde die Wichtigkeit dieser Einrichtung bestätigt. Aufgrund der zunehmenden Anzahl der Einsätze konnte der Dienst nicht mehr mit freiwilligen Helfern allein abgedeckt werden, somit wurde im Jahr 1977 der erste Festangestellte zur Unterstützung der Freiwilligen eingestellt. Zur finanziellen Unterstützung wurden im Zeitraum von 1979 bis 1989 Sammlungen von Alteisen, Glas und Papier durchgeführt.
Ab 1982 wurde der Sektion von Seiten der Gemeindeverwaltung von St. Leonhard eine etwas geräumigere Stelle im Untergeschoss des Vereinshauses zur Verfügung gestellt. Aufgrund des ständigen Wachsens der Bevölkerung und des zunehmenden Tourismus im Tal wuchs auch die Sektion und der Dienst wurde besser ausgebaut. Es wurden auch mehr Freiwillige gefunden, die bereit waren, mitzuarbeiten. Aufgrund der zunehmenden Einsätze musste auch der Fuhrpark erweitert werden. Im Jahre 1993 standen bereits etwa 80 Freiwillige, drei Festangestellte sowie sechs Ambulanzfahrzeuge im Dienste der Sektion Passeiertal.
Aufgrund dieser Tatsachen war es für die Gemeindeverwaltung von St. Leonhard sehr wichtig, ihren Zivilschutzorganisationen wie Feuerwehr, Bergrettung und eben auch dem Weißen Kreuz eine entsprechende Unterkunft zu bieten, und es wurde mit dem Neubau eines Zivilschutzzentrums begonnen. Die Segnung des neuen Zivilschutzzentrums im Zentrum von St. Leonhard fand im August 1993 statt. Unter dem Dach dieses Zentrums sind nun alle Organisationen vereint. Dieses Zentrum tat dem Verein für die nächste Zeit wichtige Dienste, doch aufgrund von gesetzlichen Änderungen, auftretendem Platzmangel und aufgrund neuer Bestimmungen im Bereich Hygiene, Arbeitssicherheit und Ausbildung war es nach weiteren zwölf Jahren notwendig, den Sektionssitz weiter auszubauen. Die Segnung des erweiterten Zivilschutzzentrums erfolgte im Juni 2005.
Der neu erbaute Sektionssitz leistet der Sektion weiterhin wichtige Dienste und bildet das Zentrum der Sektionstätigkeit. In den vergangenen Jahren stiegen die Anforderungen für die Sektion – sei es in bürokratischer als auch in ausbildungstechnischer Hinsicht.
Die Aufgaben der Sektion beschränken sich schon seit vielen Jahren nicht mehr rein auf Rettungseinsätze und Krankentransporte. Zudem sind die Freiwilligen in folgenden Tätigkeitsfeldern bezirksweit tätig: Notfalldarstellung, Notfallseelsorge und im neu gegründeten ORG-Dienst (Organisatorischer Leiter Rettungsdienst). Ein wichtiger Baustein für die Zukunft ist die eigene Jugendgruppe.
Besondere Einsätze
Die Straße zwischen St. Leonhard und Moos wurde im Juli 1992 von einer Steinlawine verschüttet – drei Fahrzeuge wurden erfasst. Zwölf Personen mussten versorgt werden.